Dein Einblick in die „digitale Ausbildungswelt“
Ausbilderleitertagung, zum Thema lernen 4.0
Lucas Nülle GmbH, ein Lehrsystemhersteller veranstaltet seit ein paar Jahren eine Ausbilderleitertagung zum Zwecke des Austauschs und des Netzwerken unter Ausbildern. Dieses Jahr fand das Treffen bei der Firma WAGO Kontakttechnik GmbH & Co KG in Minden statt. Es nahmen große und kleinere Unternehmen sowie Bildungseinrichtungen und Vertreter von Schulen/ Hochschulen, die digital aufgestellt sind teil. Alle berichteten wie sie in Ihren Betrieben sie die Ausbildung im digitalen Zeitalter 4.0 aktiv gestalten. Tanja war mit ihrer Kollegin in ihrer Funktion als Ausbilderin und Berufspädagogin vor Ort um sich zu über die Situation in den Betrieben zu informieren. Sie bringt euch interessante Einblicke und Erkenntnisse aus der digitalen Ausbildungslandschaft mit.
Vom Lernen durch Lehren - zum cleveren Lernnugget
Einige Betriebe aus dem gewerblich technischen Bereich benutzen für Ihre Ausbildung ausgereifte Lernsoftware. Zusätzlich berichtete ein Projektleiter, Digitalisierung Berufsausbildung von Volkswagen, dass ihre Ausbilder als moderne Lernbegleiter fungieren.
Sie stellen den Azubis offene Aufgabenstellungen in Form von Projekten und lassen sie frei arbeiten. Die nötigen Unterlagen, also das Wissen wird ihnen digital zur Verfügung gestellt. Man fördert aktiv Lerngruppen mit unterschiedlichen Lernniveaus, damit sich die Auszubildenden gegenseitig unterstützen können. Sie lernen also am Problem/ der Aufgabe.
Die teilnehmenden Azubis erstellen anschließend kleine, kompakte Lernvideos mit ihren Handys. Darin erklären sie für nachfolgende Auszubildende Vorgänge verschiedener Aufgabenstellungen. Die Inhalte werden vom Ausbilder auf Richtigkeit über-prüft, eventuell noch einmal von den Azubis überarbeitet/ korrigiert und dann als gültiges „Lernnugget“ freigegeben und für die anderen Auszubildenden in einem digitalen Raum zur Verfügung gestellt. So können alle von den Erfahrungen profitieren. Die Jugendlichen benutzen ihre eigene Sprache, sind motiviert bei der Sache und erfahren viel Wertschätzung ihrer Leistungen.
Für die Zukunft gerüstet - mit der digitalen Schule und Praktika für Lehrpersonal
Ein weiterer Bericht kam von einem Schuldirektor aus Gehrden, einer Gesamtschule. Er stellte seine digitale Schule vor. Dort gibt es keine klassischen Schulbücher mehr. Alle Unterrichtsmaterialien sind digitalisiert. Er berichtete sehr lebendig und überzeugt von der Sache über das Erfolgskonzept „digitale Gesamtschule“. Es wurden Studien betrieben, die belegen, dass die Schüler individueller unterstützt werden und dass sie erfolgreicher lernen. Die Lernleistung ist in den vergangenen Jahren sehr gestiegen.
Die Schüler sind in einer ihr bekannten digitalen Welt unterwegs, damit können sie sich identifizieren. Denn heute wird alles was man in Unterhaltungen nicht weiß, schnell gegoogelt. Außerdem können die Schüler individuell den Ort des Lernens selber wählen z.B. lesen sie in der Bahn auf dem Nachhauseweg, oder lernen an anderen Orten wo Wartezeiten anfallen. Sie nutzen so ihre freie Zeit um sich mit dem Stoff schon mal vertraut zu machen. Das Lernen ist so ganz nach ihrem Geschmack, Zeit und Ort sind frei wählbar, keine schweren Taschen mehr oder vergessenen Bücher. Natürlich muss auch in dieser Schule Leistung abgefragt werden und es gibt auch hier Schüler, die problema-tisch sind. Doch seine Schüler sind optimal vorbereitet um in modernen Unternehmen erfolgreich ausgebildet werden zu können. Um die Schüler optimal auf die Ausbildung vorzubereiten hält der Direktor und Schulleiter engen Kontakt mit den Unternehmen in seiner Region. Sein Lehrpersonal muss zwingend Praktika in den umliegenden Partnerbetrieben absolvieren, damit sie einen tiefen Einblick in die betriebliche Praxis bekommen. Die Lehrer können die zu vermittelnde Theorie praktischer aufbereiten, aktuell halten und mit guten Beispielen versehen. Sie bereiten so optimal für den betrieblichen Markt vor.
Hype oder Revolution
Neben den digitalen Beispielen in Schule und Betrieb gab es auch Beiträge, die den „digitalen Hype“ ein wenig relativierten. Ein Hochschulprofessor vom BIBB (Bundesinstitut der beruf-lichen Bildung), Abteilung für Initiativen für die Berufsbildung stellte kritische Fragen zu diesem Thema. Er berichtete von Projektarbeiten seiner Master und Bachelorabsolventen die belegten, dass die Suppe nicht so heiß gegessen wird, wie sie gekocht wird. Es ist immer noch eine ausgewogene Methodenvielfalt in der Vermittlung von Wissen wichtig. Eine gesunde Mischung von ,digitalen Medien, Experimenten, Lernen am eigenen Problem und handlungsorientierter Vermittlungsmethoden sowie und kurze Frontaleinheiten sind immer noch genauso wichtig, um das Wissen gut zu vermitteln, in die Praxis umsetzten zu können und damit den Transfer zu sichern. So bestätigten zwei Auszubildende der Firma Lucas Nülle, dass sie immer noch gerne mit Büchern arbeiten und herkömmlich mit Stift und Block lernen.
BP-AWP.de beim get together
Im Tagesverlauf und in den Abendstunden, beim Abendessen mit allen Beteiligten, konnte ich dann einige Fragen zum Berufsbild des geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen und des geprüften Berufspädagogen beantworten und unsere Plattform „BP-AWP.de“ vorstellen. Aufmerksam und sehr interessiert hörten die Teilnehmer des Treffens den Aussagen von Tanja zu.
Mein Fazit
Es ist wichtig, die Jugend da abzuholen wo ihre Interessen sind, damit sie optimal lernen, denn Spaß an der Sache ist ein wichtiger Faktor des Lernens. Trotzdem braucht man nicht unbedingt teure Technik um im digitalen Zeitalter gut ausbilden zu können. Der gute Mix macht es, wie in so vielen Bereichen im Leben, aus. Für mich als Berufspädagogin in einem Bildungszentrum ist es weiterhin wichtig die Lernabschnitte Adressatengenau zu gestalten, digitale Medien zu nutzen mit denen Lernende umgehen können. Lernvideos zu erzeugen und dabei das Gelernte mit eigenen Worten zu formulieren, also zu paraphrasieren ist aus meiner Sicht eine hervorragende Möglichkeit Wissen zu festigen.
Ein Bericht von Tanja vom Team bp-awp.de
Weitere Informationen
Veröffentlichung
Bild zur Meldung
Weitere Meldungen
Rückblick Schreibwerkstatt
Do, 13. Oktober 2022